10 Dinge, die jeder von Buddha lernen kann

Was ist eigentlich die Essenz der buddhistischen Lebensweisheit? Thomas Hohensee fasst sie auf die denkbar klarste Weise in zehn Punkten zusammen. Damit können wir wieder in die eigene Mitte finden und die kleinen und großen Stürme des Alltags gelassen meistern.

Warum lächelt Buddha? Was hat er entdeckt? Wie hat er zu dieser Seelenruhe und Entspanntheit gefunden, die uns noch heute von allen Abbildern seiner Person entgegenstrahlt und uns in ihren Bann zieht? Was können wir – 2500 Jahre nach seinem Tod – von Buddha lernen? Könnte er ein Vorbild für uns sein, auch wenn seine Lebensumstände völlig andere waren als die, die wir heute vorfinden? Ich glaube ja, denn die Lehre Buddhas enthält Weisheiten, die für jeden interessant sind, nicht nur für seine AnhängerInnen, nicht nur für buddhistische Mönche und Nonnen.

Kann Buddhas Lehre heute überhaupt noch als Leitlinie dienen?

Die Zeitlosigkeit seiner Botschaft hat damit zu tun, dass sich Buddha mit den wesentlichen Fragen des Lebens beschäftigt hat. Sie werden aktuell bleiben, solange es Menschen gibt. Zum Beispiel das Streben nach Glück: Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, will unglücklich sein, schon gar nicht auf Dauer. Wir wissen aber: Das Leben ist nicht leicht. Deshalb stellt sich die Frage, wie man trotz des allgegenwärtigen Leidens sein Glück finden kann. Ist es überhaupt möglich? Buddha hat diese Frage bejaht und zugleich einen Weg dafür beschrieben. Die Menschen sind sehr verschieden. Der eine liebt ein warmes Klima, die andere eher ein kühles. Einige brauchen viel Bewegung und Sport, anderen reicht ab und zu ein Spaziergang. Buddha waren die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen bewusst. Daher ermunterte er jeden, selbst herauszufinden, was ihm guttut und was nicht. Seinen eigenen Erfahrungen zu vertrauen: Ist das nicht unglaublich modern, etwas, das die meisten stärker beachten sollten, anstatt nur auf die zahlreichen „ExpertInnen“ zu hören? Warum gibt es so viel Leiden in der Welt? Krank werden, altern, sterben: Macht das Sinn? Und wenn ja, welchen? Buddha hat seinen Mitmenschen gezeigt, wie sie das Leiden für ihr Glück nutzen können. Geht uns das etwa nichts mehr an?

Mein Haus, mein Auto, mein Konto –kann es das wirklich sein?

Viele Menschen sind beinharte Materialisten. Sie glauben nur an das, was sie anfassen können. Sie wollen nichts lieber, als reich sein. Ihr Auto, ihr Haus, ihr Konto bedeutet ihnen alles. Ersetzen Sie „Auto“ durch „Ochse“ und „Konto“ durch „Besitz“, dann wissen Sie, dass das auch schon zu Zeiten Buddhas so war. Allerdings lassen sich Glück, Gelassenheit und Liebe nicht kaufen. Auch daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb ist das, was Buddha zu diesen Themen gesagt hat, immer noch gültig. Und was hat er gesagt? Gedulden Sie sich bitte noch einen Augenblick. Die Welt ist nicht perfekt. Das war nie anders. Wem macht das nicht zu schaffen? Können Sie gelassen bleiben, wenn Ihre Leistungen hinter Ihren Erwartungen deutlich zurückbleiben, andere Sie überhaupt nicht beachten oder Ihre Träume gerade den Bach heruntergehen? Damit fertigzuwerden, ist alles andere als einfach. Nur wenige schaffen dieses Kunststück. Buddha war einer von diesen Unerschütterlichen. Glücklicherweise wurde er nicht müde, den Interessierten seine Tricks, die ihn innerlich so stark machten, zu verraten. So ließe sich diese Reihe noch lange fortsetzen. Aber ich glaube, Sie verstehen jetzt, warum ich meine, dass die wesentlichen Probleme, mit denen sich die Menschen vor 2500 Jahren herumschlugen, noch die gleichen sind, mit denen wir zu tun haben. Ich habe zehn Dinge zusammengestellt, die jeder von Buddha lernen kann. Mögen diese zeitlosen Weisheiten mehr Gelassenheit, Glück und Liebe auch in Ihr Leben bringen.

1. Das wahre Glück für möglich halten
Buddha verkündete etwas Unerhörtes: Egal wie unglücklich jemand ist, es gibt einen Ausweg. So hatte er es selbst erfahren. Jeder hat in sich eine Kraft, die zum Glück strebt. Er muss nur auf den manchmal kaum vernehmbaren inneren Wegweiser hören.

2. Der inneren Weisheit folgen
Rituale, Regeln und Anweisungen haben ihren Sinn. Aber wenn es ums Glück geht, versagen sie oft. Was hilft wirklich? Bewusstheit entwickeln, spüren lernen und danach handeln. Die entscheidende Frage ist: Was tut mir gut? Die Suche nach dem individuellen Weg kann einem niemand abnehmen. Jeder muss ihn selbst finden und gehen. Buddha empfahl, weniger zu glauben und mehr den eigenen Erfahrungen zu vertrauen.

3. Das Leiden nutzen, um zum Glück zu finden
Körperlicher und seelischer Schmerz ist nicht dazu da, um uns zu quälen, sondern hat eine Botschaft, die verstanden werden will. Sie lautet: „So geht es nicht weiter. Etwas in deinem Leben stimmt nicht. Finde heraus, was das ist, und ändere es. Dann wird Glück für dich (wieder) möglich.“

4. Die überragende Bedeutung des Geistes erkennen
Wir fühlen und handeln so, wie wir denken. Es liegt in unserer Macht, leidvolle Überzeugungen durch wohltuende zu ersetzen. Die Gedankenbeherrschung war für Buddha die höchste Fähigkeit, die ein Mensch entwickeln kann. Wer diese Kunst versteht, ist so glücklich, wie er sein möchte.

5. Gelassen bleiben – trotz allem
Die Welt ist nicht perfekt. Es macht keinen Sinn, das zu verlangen. Alles verändert sich. Weder Unglück noch Glück sind beständig. Wer Gier durch Gelassenheit und Hass durch Toleranz ersetzt, reduziert seinen Stress erheblich. Es ist in Ordnung, sich Dinge zu wünschen. Wer jedoch aus jedem Könnte ein Muss macht, wird nie zufrieden sein.

6. Aller Welt Freund sein
Groll und Hass schaden vor allem denjenigen, die diese Gefühle empfinden. Schon deshalb ist es vernünftig, anderen freundlich gegenüberzutreten. Niemand braucht sich jedoch zu überfordern. Für ein gedeihliches Zusammenleben mit anderen reicht friedliche Koexistenz aus. Und: Nur wer sich selbst ein Freund ist, kann auch andere lieben.

7. Rundum glücklich werden
Der achtfache Weg, den Buddha gewiesen hat, führt zu einer umfassenden Befreiung vom Leiden. Er reicht vom Erkennen der Realität bis zum gelassenen und liebevollen Handeln auf allen Ebenen, sei es im Beruf, in der Beziehung zu den Mitmenschen oder zur Umwelt. Dieser Weg steht in vielem konträr zu dem, was den meisten von uns beigebracht wurde, aber „billiger“ ist das wahre Glück nicht zu haben.

8. Sich das Leben mit Meditation leichter machen
Meditieren bedeutet erlauben, zulassen. Deshalb fällt sie den meisten (vor allem den westlichen) Menschen so schwer. Viele kennen nur Anspannung oder Zerstreuung, aber nicht den wohltuenden Zustand wacher Entspanntheit, der sich beim Meditieren einstellen kann. Meditation ist nicht der Kern der Buddha-Lehre und befreit nicht dauerhaft von Stress. Sie ist aber eine ausgezeichnete Übung, um seine Geistesgegenwart zu schulen.

9. Den mittleren Weg gehen
Weder Einseitigkeit noch extremes Verhalten führen zu einem glücklichen Leben. Extreme Überzeugungen sind wegen ihrer Übersteigerung und Übertreibung irrational, das heißt, sie stimmen mit der Wirklichkeit nicht überein. So basieren Süchte auf der Fehlannahme, etwas Bestimmtes unbedingt haben zu müssen. Das Glück hängt jedoch nicht von einer einzelnen Sache oder einem einzigen Menschen ab. Das Motto heißt: Wer flexibel bleibt, hat mehr vom Leben.

10. Die Welt verbessern,  indem man sich selbst ändert
Die Dinge sind, wie sie sind. Sie mögen uns gefallen oder nicht. Wenn wir sie ablehnen, neigen wir dazu, sie ändern zu wollen. Dadurch verstricken wir uns immer wieder in unnötige Kämpfe. Selten ziehen wir in Betracht, uns selbst zu ändern. Doch so könnten wir zu der Veränderung werden, die wir uns von anderen und der Welt erhoffen.
Thomas Hohensee

Lesen Sie die den ganzen Artikel in unserer Ausgabe bewusster leben 05-2016

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