Komm zu dir

Kraftinseln geben uns die Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und wieder zu uns selbst zu kommen. Tanja Dränert zeigt, wo sie zu finden sind und wie du ihre Energie für dich nutzen kannst.

Es gibt Momente im Leben, da werden wir vor große Herausforderungen gestellt. Dann fühlen wir uns häufig ausgeliefert, von den Wogen der Ereignisse mitgerissen und meinen, die Kontrolle zu verlieren. Allzu häufig haben wir dann das Gefühl, fremdgesteuert zu sein. Doch es gibt Abhilfe. Kleine Kraftinseln können hier wahre Wunder wirken, geben sie uns doch die Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und wieder zu uns selbst zu kommen. Sie bieten uns Raum, Rückzug und Geborgenheit und setzen so einen Kontrapunkt zu unserem Alltag. Wir können uns eine Auszeit nehmen, die Seele baumeln lassen und bekommen dann unseren Kopf frei für neue Perspektiven. Ich will kurz beschreiben, welche Kraft­inseln mir dabei immer wieder helfen.

Die Magie des Gehens

Die Magie des Gehens hat mich eingefangen, als ich mich 2008 auf den Jakobsweg begab. Seitdem nutze ich regelmäßig die meditative Kraft des Gehens, um mir kleinere und größere Auszeiten zu gönnen. Manchmal packe ich meinen Rucksack nur für einen Tag oder auch für mehrere, je nach meinen Möglichkeiten. Das Gehen bringt meine Gedanken in den Fluss und macht den Kopf frei. Der Wechsel zwischen Bewegung und Innehalten an ganz besonderen, kraftvollen Orten führt mich zurück zu meinem Sein, lässt mich wieder bei mir ankommen und öffnet mich für den Fluss des Lebens.
Probiere es doch auch einmal aus und begebe dich auf Wanderschaft. Am besten beginnst du mit einer Strecke, die du schon ein wenig kennst. Laufe erst einmal einfach darauf los und spüre deinen Rhythmus. Wenn du ihn gefunden hast, kannst du eine Geh-Meditation einbauen. Dazu setzt du ganz bewusst einen Fuß vor den anderen. Nimm dabei wahr, wie deine Füße abrollen, wie sich deine Beine und Arme im Rhythmus deines Gehens bewegen. Achte auf deinen Atem, tauche voll und ganz in das Gehen ein und verweile im Hier und Jetzt. Wenn du dich in deinen Gedanken verlierst und es bemerkst, freue dich, dass du es wahrgenommen hast und lass sie freundlich weiterziehen, ohne an ihnen festzuhalten. Komme einfach immer wieder zurück auf deinen Atem. Irgendwann kommt der Moment, in dem du wirklich im Hier und Jetzt ankommst. Tauche dann – und wenn es nur für ein paar Sekunden ist – voll und ganz ein in das Wunder des Augenblicks. Du kannst auch darauf achten, was dir am Wegesrand begegnet. Wie ist der Weg beschaffen, auf dem du gerade läufst und wie verhältst du dich an Wegkreuzungen? Welche Wege magst du besonders gerne und was könnte das über deinen Lebensweg aussagen? Wie fühlen sich anstrengende Abschnitte für dich an? Gelingt es dir dann immer noch im Hier und Jetzt zu verweilen oder denkst du schon an das Ziel? Welche Pflanzen und Tiere begegnen dir am Wegesrand? Erlaubst du dir zu rasten und zu verweilen? Betrachte den Weg als dein Ziel.

Die Kraft des Wassers

Die Kräfte des Wassers sind vielseitig – zerstörerisch, lebensspendend, reinigend. Wasser ist voller Gegensätze und steht in einem permanenten Kreislauf – so wie das Leben selbst. Wenn ich wieder einmal meinen Kopf mit allerlei Gedanken zu vollgepackt habe, verschaffe ich mir eine kleine Auszeit an einem See oder Fluss. Ich setze mich ans Ufer, schaue aufs Wasser und komme dort ganz zur Ruhe, wobei mir der See eher zu Klarheit und der Fluss zu Beweglichkeit verhilft.

Suche dir für diese Übung einen schönen Platz an einem Gewässer deiner Wahl aus. Verbinde dich zunächst mit deinem Atem, um ganz im Moment anzukommen. Richte dann deine Aufmerksamkeit auf das Wasser und nimm es mit all deinen Sinnen wahr. Beobachte, wie es sich bewegt. Ist es eher glatt oder gekräuselt? Kannst du auf den Grund sehen oder ist es eher undurchsichtig? Schließe dann die Augen und höre dem Plätschern des Wassers zu. Und nimm dann Kontakt mit dem Wasser auf, indem du – je nach Lust und Laune – mit den Händen, Füßen oder mit dem ganzen Körper eintauchst. Stelle dir dabei vor, wie du alles abwäschst – deine Gedanken, Emotionen, verbrauchte Energien. Spüre die Klarheit des Wassers und seine reinigende Wirkung und komme so wieder ganz zu dir. Wenn kein See oder Fluss in deiner Nähe ist, kannst du diese Übung auch unter einer kühlen Dusche machen.

Zum Weiterlesen: Tanja Dränert, Dein magischer Platz, Mankau Verlag

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 4/2022


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