Mut zum Ankommen

Anzukommen scheint heutzutage eines der großen Wunschziele zu sein. Unsere Expertin Bettina M. Reuss ist diesen Weg schon erfolgreich gegangen und weiß, worauf es ankommt.

as bedeutet es eigentlich anzukommen, und wo genau ist dieser Ort? Heißt das, einen Ort zu finden, an dem das Herz und die Seele sich zuhause fühlen? Ist es ein Ort, an dem ich zur Ruhe kommen kann? Für jeden Menschen mag dieser Ort ein ganz anderer sein. Am Meer, in den Bergen, auf dem Land, in der Großstadt. Fühle ich mich angekommen bei einem bestimmten Menschen oder ist dieser Ort in mir selbst?
Ganz ehrlich – darüber hatte ich mir früher nie Gedanken gemacht. Ich bin mehr als zehnmal umgezogen und habe mehrfach den Job gewechselt. Über Jahre hinweg habe ich beruflich aus dem Koffer gelebt und war stets in Bewegung. In Hotels musste ich manchmal die Zimmernummer notieren, um abends das richtige Zimmer zu finden. Am Flughafen habe ich die Parkplatznummer fotografiert, damit ich nach der Rückkehr mein Auto wiederfand. Manchmal fragte ich mich scherzhaft, ob mir meine Seele noch hinterherkommt?

Ständig auf der Flucht

Wie oft hörte ich damals von meinem Umfeld den Satz: „Du bist ständig unterwegs, willst du nicht endlich mal ankommen, eine Familie gründen?“ Ich liebte es, stets unterwegs zu sein. Doch war das vielleicht auch eine gewisse Art von Flucht? Wenngleich ich damals ein vermeintlich perfektes Leben führte, erfolgreich im Job und in einer guten Partnerschaft. Ich hatte mir nie Gedanken über das Ankommen gemacht.

Eines Tages, als ich beruflich auf der Autobahn dahinbrauste, beschlich mich zum ersten Mal dieses seltsame Gefühl: Mein Leben fühlt sich plötzlich an wie ein Leben auf der Überholspur, und vom wahren Leben bekomme ich wenig mit. Ein anderes Mal traf mich morgens beim Frühstücken im Hotel der Gedanke: „Was mache ich eigentlich hier?“

Man hat sich immer selbst im Gepäck

Wie sehr hetzte ich seit Jahren durch mein eigenes Leben? Angespornt vom Höher, Weiter, Schneller, zwischen Termin-, Erfolgs- und Leistungsdruck? Immer öfter beschlich mich dieses Gefühl, dass ich mich in meinem vermeintlich perfekten Leben doch ziemlich einsam fühlte. Der Versuch des Verdrängens erschien mir damals als probates Mittel, es funktionierte allerdings nicht auf Dauer.

Eine tiefere Beschäftigung mit sich selbst und dem eigenen Leben geht oft mit einem Paukenschlag einher: eine Erkrankung, ein Unfall, der Jobverlust oder eine Trennung. Oft braucht es genau diese Wendepunkte, um überhaupt zur Besinnung kommen zu können. So auch bei mir. Rückblickend befand ich mich stets auf der Flucht. Mit jedem Umzug oder Jobwechsel. Das Problem dabei: Man hat sich immer selbst im Gepäck.

Mir wurde klar: Wenn du ankommen willst, musst du losgehen und dich auf eine Reise machen. Raus aus der Komfortzone. Das tat ich, und mir fegte der Wind ordentlich um die Ohren. Es war ein langes Auf und Ab, bis ich verstehen konnte, worum es mir in meinem Leben wirklich geht. Viele Steine lagen im Weg, die umfahren oder weggeräumt werden mussten. Genauso gab es unzählige schöne Eindrücke und Inspirationen zu entdecken, auf meiner Reise der Veränderung und persönlichen Entwicklung. 2017 fasste ich den Entschluss, aus dem Management auszusteigen und mich selbstständig zu machen, mit Mitte vierzig. Mein Umfeld hielt mich spätestens da für komplett verrückt.

Raus aus der Komfortzone

Meine jahrelange Reise der Veränderung und persönlichen Entwicklung war kein Zuckerschlecken, doch es war vermutlich die schönste Reise von allen, denn es war schlussendlich die Reise zu mir selbst.
Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als ich den langen Flur in meiner Wohnung entlang ging und ich plötzlich ein tiefes, warmes und wohliges Gefühl in mir spürte. In dem Moment dachte ich, so muss sich Ankommen bei sich selbst anfühlen.
Wer ankommen möchte, muss sich bewegen und auf den Weg machen. Nicht höher, weiter, schneller – sondern langsamer, bewusster, achtsamer. Mit einer Reise zu sich selbst, denn da kann der vielleicht schönste Ort zum Ankommen sein.
Viele Menschen, die heute zu mir in die Beratung kommen, suchen beruflich nach dem Sinn, wünschen sich mehr Erfüllung und wollen endlich ankommen, doch sie rätseln darüber, wie genau sie das erreichen können. Wir Menschen sind wahrhaftige Gewohnheitstiere und mögen nicht wirklich Veränderung. Zu anstrengend ist der Weg aus der Komfortzone heraus, hinein in die Veränderung. Doch es braucht Mut und vor allem den ersten Schritt.

Wenn du ankommen willst, musst du losgehen

Ein Ziel des Ankommens kann es also sein, seine Talente und brach liegenden Ressourcen, sein wahres Sein zu erkennen und sich und seine Lebens- und Herzensziele erfolgreich authentisch leben zu können. Frei von hemmenden Ängsten, einschränkenden Glaubensmustern, um dadurch in sich selbst und im eigenen Leben anzukommen.

Wenn du also ankommen willst, darfst du losgehen und dich auf deine Reise machen. Sei neugierig und gespannt, wo du den Ort findest, an dem du dich angekommen fühlst. Mach dich auf die Reise zu dir selbst!

Bettina M. Reuss ist Business-, Karriere- und Mental-Coach, Expertin für Hochsensible und Scanner-Persönlich-keiten. Sie hilft bei beruflicher Neuorientierung und die persönliche Berufung zu finden. Mehr Informationen finden Sie unter www.bettina-reuss.de
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