Was der Liebe Tiefe gibt –
Die ultimative Glücksformel

Die meisten Menschen wünschen sich eine glückliche Partnerschaft. Doch was tun, wenn mit der Zeit ganz andere Prioritäten das Leben bestimmen und die Liebe nur noch müde vor sich hin dümpelt? Gibt es so etwas wie das Geheimnis einer erfüllten Beziehung?

Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ So beginnt Leo Tolstois „Anna Karenina“, ein Roman über das Schicksal dreier sehr unterschiedlicher Paare. Das Geheimrezept einer glücklichen Partnerschaft verrät der Autor dabei leider nicht. Doch woran liegt es, dass sich die Einen nach der ersten stürmischen Verliebtheitsphase trennen und andere ein Leben lang zusammenbleiben? Was ist deren Geheimnis? Denken wir an glückliche Paare, dann steigen ganz bestimmte Bilder vor unserem geistigen Auge auf: Küsse unterm Regenbogen, Schmetterlinge im Bauch, guter Sex und das dreimal täglich und schließlich ein unvergesslicher Hochzeitstag. „Na, und dann?“, fragte schon Kurt Tucholsky, der darauf hinwies, dass nach dem Happy End im Film, gewöhnlich abgeblendet wird. Wer will schon sehen, wie die Schmetterlinge irgendwann die Flügel hängen lassen, Sex nur noch dreimal jährlich stattfindet, und all die grandiosen Gefühle im gnadenlos kümmerlichen Alltag langsam vor sich hin welken. Fragt man wiederum Tucholsky, dann sieht das so aus: „Die Ehe war zum größten Teile, verbrühte Milch und Langeweile.“ Doch gerade wenn die erste hormonelle Überschwemmung sich zurückzieht, bekommt die echte Liebe ihre Chance. Widmen wir uns also der Frage: Wie kann die Liebe zwischen verkochter Milch und/oder Tretmühle wachsen und gedeihen? Respekt, Vertrauen, Toleranz, gemeinsame Visionen, gegenseitige Unterstützung und eine solide Freundschaft bilden den Nährboden. Und auch wenn es vielleicht gar keine Geheimformel gibt, spielen die folgenden fünf Faktoren bei glücklichen Langzeitpaaren eine entscheidende Rolle: Freiheit, Akzeptanz, eine „Dorfgemeinschaft“, Streitkultur und guter Sex.

Freiheit in der Partnerschaft ist in doppelter Hinsicht entscheidend: Einerseits geht es darum, sich immer wieder neu für die Beziehung zu entscheiden; anderseits darum, auch in der Partnerschaft ein eigenes Leben zu leben. „Liebe ist ein Kind der Freiheit“, schreibt der Psychoanalytiker Erich Fromm. Das mag auf den ersten Blick erstaunen. Meist verbinden wir das aufregende Singleleben mit Freiheit, eine Paarbeziehung hingegen mit dem Verlust derselben. Bindung und Freiheit scheinen sich als unüberwindliche Gegensätze gegenüberzustehen. Doch verspricht Promiskuität zwangsläufig Freiheit und Monogamie den Verlust der Souveränität? Wer mit wechselnden Affären den eigenen Selbstwert zwanghaft unter Beweis stellen muss, ist nicht unabhängiger als jemand, der sich freiwillig dafür entscheidet, das Leben mit einem anderen zu teilen? So hat Freiheit weniger mit äußeren Bedingungen zu tun als mit einer klaren inneren Ausrichtung auf die eigenen Prioritäten. Nur wenn zwei Menschen die Fähigkeit besitzen, auch auf eigenen Beinen zu stehen, kann die heikle Balance zwischen Nähe und Distanz in der Partnerschaft gelingen. Dann fühlt man sich verbunden und bewahrt gleichzeitig den Freiraum, individuellen Interessen und Wünschen nachzugehen. Eins-sein geschieht hier unter Wahrung der eigenen Integrität, Unabhängigkeit und Individualität. „Autonomie, die zugleich Bindung ermöglicht und Bindung, die auch Autonomie eröffnet, heutzutage einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Faktor, dass Paare es auf die Dauer »miteinander aushalten“, sagt der Psychotherapeut und Eheberater Hans Jellouschek.

Das heißt: Wer davon überzeugt ist, sich den Partner schon noch zurecht zu backen oder die Partnerin solle für den Rest ihres Lebens so bleiben wie sie ist, hat das Scheitern der Beziehung schon eingepreist. Um unser Gegenüber in guten wie schlechten Zeiten mit allen Macken und Makeln zu lieben und zu ehren, ist es ratsam, zunächst einen Blick auf den Umgang mit den eigenen Macken und Makeln zu werfen. Die moderne Psychologie geht davon aus, dass ein gesundes Maß an Selbstakzeptanz die Voraussetzung dafür ist, auch andere Menschen mit ihren Fehlern annehmen zu können. Ein unsicherer Mensch, der den Partner ausschließlich durch die rosarote Brille sieht, ihn verklärt, auf ein Podest stellt und vergöttert, wird keine befriedigende Partnerschaft erleben.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 4/2019

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