Mental Load

Du denkst an alles. Immer. Du planst, erinnerst, organisierst – und alles ganz nebenbei. Doch dieser unsichtbare Druck im Kopf wird irgendwann zu stark. Die Familienpsychologin Nina Grimm zeigt, woran unsere guten Ansprüche so oft scheitern und warum es sich lohnt, die Herausforderungen unseres Familienlebens als Einladung zu betrachten.

Luisa sitzt im Kinderzimmer und puzzelt mit ihrem Jüngsten. Es ist 14:34 Uhr – langsam müsste der Große mit den Hausaufgaben fertig werden, denn: „In fünf Minuten müssen wir los, vor dem Turnen noch den Kuchen einkaufen für das Buffet bei der Schul-Theateraufführung übermorgen …“ schießt es ihr auf dem Weg ins Kinderzimmer durch den Kopf, während sie ihre Nachrichten checkt, um zu prüfen, ob sie auch die Patentante für eben diese Aufführung eingeladen hat. Was von außen nach einer entspannten Szene aussieht, ist in Luisas Kopf Ramba-Zamba. Und zwar ordentliches.

Wenn eine für alle an alles denkt

So wie Luisas Alltag ist auch der vieler Eltern geprägt von unzähligen To-dos. Die meisten davon sind unsichtbar: Eine Denkarbeit, die rund um Haushalt, Kindererziehung und Organisation des Alltags anfällt –
eine Last, die einen Namen hat: Mental Load. Eine nicht endende Verantwortung für alles, was im Kopf behalten werden muss: „Wer hat wann Sport am Nachmittag und sind die Sachen dafür gepackt, damit sie direkt mit in die Schule genommen werden können?“ „Ist genug Milch da?“ „Wann ist der nächste Kinderarzt­termin?“ „Passen die Schuhe noch und ist die Sonnencreme noch haltbar?“ Ein chronisches Hintergrundrauschen, das sich meist und bevorzugt in den Köpfen von Frauen abspielt. Da es nicht sichtbar ist, wird es nicht als „Leistung“ gewürdigt – weder von der Gesellschaft noch dem eigenen Umfeld. Und leider auch viel zu selten von der Betroffenen selbst. Nicht ohne Auswirkungen: Ständiger Druck und Schwierigkeiten abzuschalten, können zu ernsthaften und langfristigen Auswirkungen auf der psychischen, körperlichen und sozialen Ebene führen. Erschöpfung und Reizbarkeit, Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden sind oft nicht zu unterschätzende Begleitsymptome. Ein weiterer Stressor: Mental Load kann zu Konflikten auf der Paarebene führen. All das in Kombination kann auch zu ernsthaften Erkrankungen wie Depression oder Angst- oder Zwangsstörungen führen.

Früher haben wir das doch auch geschafft!?

Aber war das nicht schon immer so? Hatten Eltern nicht schon immer viel am Hut? Sind Eltern heutzutage weniger resilient? Ist Elternsein schwerer geworden? Oder woran liegt es, dass heute so viele Eltern mit dem kämpfen, was früher einfach so gemacht wurde?

Die Aufgaben rund um den Familienalltag waren definitiv immer schon vielfältig und auch „unsichtbar“. Nur war harte Arbeit gesellschaftlich normalisiert und Familie war Job der Frau. Punkt. Heute haben Frauen mehr Rollenvielfalt – und die Freiheit, sich über die Mutterrolle hinaus zu definieren. Ein Gewinn, solange es nicht einem Zwang entspringt: Lebensunterhaltungskosten sind heute oft so hoch, dass die Doppelbelastung durch Arbeit und Erziehung oft keine Option ist, sondern schlicht und ergreifend notwendig. Studien zeigen, dass die emotionale wie mentale Last, die sich durch den Familienalltag ergibt, aber nach wie vor hauptsächlich von den Frauen getragen wird. „Rollenüberlastung“ – ist ein Begriff aus einem etablierten psychologischen Stressmodell: Wenn eine Person mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen muss, aber nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, entsteht Stress spätestens dann, wenn diese Anforderungen miteinander konkurrieren. Ein Klassiker im Alltag vieler Eltern: „Ich sollte noch meinen Chef anrufen, aber die Kita schließt gleich.“
Nina Grimm

Den ganzen Artikel mit vielen paktischen Tipps der Familienpsychologin Nina Grimm finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 4/2025

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