Ob beim Autofahren, im Flugzeug, in der Supermarktschlange oder nachts im Bett: Panikattacken können überwältigend und plötzlich auftreten. Betroffene fühlen sich ihnen oft hilflos ausgeliefert. Wie können wir lernen, damit besser umzugehen?
Sie beginnt ganz plötzlich und schleicht sich einfach so rein. Meine Atmung wird schneller, mein Herz rast, vor meinen Augen beginnt es, zu flackern. Ich weiß, wer sie ist – und trotzdem überrollt sie mich: Die Panik und ich sind noch keine guten Freundinnen, wir haben uns erst kennengelernt und sind auch gerade schon wieder dabei, uns zu trennen. Trotzdem hat sie noch immer einen enormen Einfluss auf mein Leben.
Alles begann mit dem plötzlichen Tod eines Familienmitglieds, der alte Wunden wieder aufriss und mich buchstäblich ins Schwanken brachte: Wie kann es sein, dass jemand so plötzlich aus dem Leben gerissen wird? Wie sicher kann ich mir sein, dass mir nicht genau dasselbe passiert? Plötzlich schwirrten mir Gedanken im Kopf herum, die ich in diesem Ausmaß bisher nicht kannte. Sie wogen schwer – so schwer, dass ich mich kaum noch halten konnte. Statt mit beiden Beinen fest durchs Leben zu gehen, begann mein ganz persönlicher Balanceakt.
Wenn der Kopf auf „Panik“ schaltet
„Bei einer Panikattacke erleben Betroffene ein Maximum an Angst und Aufregung, das sich auf der Körperebene, in den Gedanken und in der Gefühlswelt zeigt und durch diese zugleich weiter angefeuert wird. Die Symptome können von Person zu Person variieren, jedoch treten häufig Schmerzen oder Druck in der Brust, Herzklopfen oder Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Entfremdungsgefühle, Hitzewallungen, Übelkeit, Durchfall, Schüttelfrost und Kribbelgefühle oder Taubheitsgefühle in bestimmten Körperregionen auf“, erklärt Klara Hanstein in ihrem Buch „Hey Panik, komm mal wieder runter!“.
Panik ist nichts Geheimnisvolles, das auf wundersame Weise in unser Leben kommt. Es ist ein biologischer und sehr wichtiger Vorgang unseres Körpers. Nur leider erfolgt er zur falschen Zeit. „Wenn du Angst oder Panik verspürst, hat deine Angstzentrale etwas in dir oder um dich herum wahrgenommen, das ihr bedrohlich erschien, und hat darauf reagiert. Alles in dir wird hektisch und schnell. Bei realer Gefahr wäre diese Reaktion wichtig und richtig. Wenn du aber „nur“ eine Panikattacke hast, ist dieses Vorgehen kontraproduktiv, weil durch dein Abwehren und Kämpfen noch mehr Adrenalin produziert wird, der Körper noch mehr unter Stress kommt und die Panik aufrechterhalten bleibt“, erklärt es die Autorin treffend.
Bei einer Panikattacke hilft es immer, das eigene Nervensystem wieder herunterzufahren. Denn all die überschießende Energie, die hier fälschlicherweise produziert wurde, muss erstmal wieder abgebaut und die körperliche Hochspannung gelöst werden. Wenn wir also einen ruhigen und lockeren Umgang mit den von der Panikattacke ausgelösten Körperreaktionen finden, sind wir auf einem guten Weg raus aus der Angst.
Herzrasen auf der Autobahn
Ich weiß, so wie mir geht es vielen. Laut Statista haben in Deutschland rund 13 Prozent der Menschen im letzten Jahr eine Panikattacke erlebt – bis zu 25 Prozent der Gesamtbevölkerung gehen mindestens einmal im Leben durch eine. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Panikattacken können in den unterschiedlichsten Situationen auftreten und an diverse Aktivitäten geknüpft sein. Aus Angst vor einer erneuten Panikattacke entwickeln Betroffene oft ausgeprägte Verhaltensänderungen. Sie meiden zum Beispiel öffentliche Plätze, Flugreisen, Autobahnen oder größere Menschenmengen. Aber auch alltägliche Situationen wie etwa der Einkauf im Supermarkt können eine Panikattacke auslösen. Auch Momente, in denen wir Kontrollverluste, Daueranspannung im Job oder private Krisen erfahren, begünstigen das Entstehen von Panikattacken.
Die gute Nachricht lautet: In kleinen Schritten können wir uns unsere Handlungsfähigkeit zurückholen und unser Nervensystem wieder an Situationen gewöhnen, die ihm heute noch Angst machen: „Wir können uns das Gefühl von Sicherheit in den Körper zurückholen und uns das Leben zurückerobern. Dein Nervensystem, das in den letzten Monaten oder Jahren sehr gebeutelt wurde, braucht kleine Schritte. Wende dich ihm liebevoll zu.
Zum Weiterlesen: Klara Hanstein, Hey Panik, komm mal wieder runter!, Kailash Verlag, 22 Euro
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