Bereit sein für Neues

Warum das Leben eine Entdeckungsreise ist und es sich lohnt, immer wieder Neues auszu­probieren. Lucia Brauburger über den positiven Umgang mit Veränderungen und wie man ihn lernen kann.

Kürzlich traf ich eine alte Schulfreundin meiner Tochter. Natürlich interessierte es mich, wie es ihr geht – zumal sie zwischenzeitlich selbst Mutter geworden war. „Inzwischen wieder gut“, antwortete sie und berichtete, dass sie eigentlich davon ausgegangen war, nach ihrer Elternzeit wieder in ihren alten Job zurückzukehren. Wegen einer Umstrukturierung in der Firma sei dies jedoch nicht möglich gewesen. „Daraufhin bot mir mein Arbeitgeber eine andere Stelle an. Die hatte aber rein gar nichts damit zu tun, was ich vorher gemacht habe. Das Aufgabengebiet interessierte mich auch nicht. Da war ich total enttäuscht und wusste nicht, wie es weitergehen sollte.“ Und dann, fragte ich. Sie lächelte mich an: „Ein alter Freund, dem ich auf einem Fest nach vielen Jahren wiederbegegnet bin, hat mich gefragt, ob ich in seiner Agentur anfangen wolle. Und was soll ich sagen: Es passt perfekt.“ Sie verabschiedete sich mit einer festen Umarmung und ging weiter. Nach ein paar Metern drehte sie sich um und sagte: „Komisch eigentlich. Ich dachte, in einer Sackgasse gelandet zu sein. Die Sackgasse erwies sich aber als Sprungbrett.“
Ich habe lange über diese Geschichte nachgedacht. Die Veränderung, die die Freundin meiner Tochter durchlief, war weder geplant noch gewünscht. Und doch fand sie statt und wandelte eine negative Erfahrung in eine positive. Natürlich war dafür die Bereitschaft ausschlaggebend, vom ursprünglichen Plan, die alte Arbeit wieder aufzunehmen, abzurücken und sich auf die neuen Umstände einzulassen. Aber als der Schalter erst einmal umgelegt war, stand der neuen Entwicklung nichts mehr entgegen und die Veränderung wurde zur Chance.

Etwas Neues kann eine Chance sein

Veränderungen umzusetzen ist gar nicht so leicht, vor allem dann, wenn sie durch äußere Umstände forciert werden und anstelle des „Ich will!“ ein „Ich muss!“ rückt. „Ich muss mir eine neue Arbeitsstelle suchen, weil unser Standort schließt.“ „Ich brauche eine neue Wohnung, weil die Eigentümer Eigenbedarf angemeldet haben.“ „Ich soll demnächst zweimal im Monat auf Dienstreise und weiß gar nicht, wie das mit meinen Kindern organisieren kann …“ Unser Leben ist vollgepackt mit Herausforderungen, die wir uns nicht ausgesucht haben. Entsprechend ausgeprägt ist der Reflex, erst einmal in einen Ablehnungsmodus zu verfallen, wenn der vertraute Status bedroht scheint. Das ist per se nichts Verwerfliches und hat mit dem tief in uns verankertem Bedürfnis zu tun, das, was uns lieb und teuer ist, zu schützen.
Der Beharrungsmodus sollte jedoch nicht dazu führen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, auf sich ändernde Umstände adäquat zu reagieren. Nicht jede Veränderung ist eine Bedrohung und Neues nicht per se negativ. Im Gegenteil: Etwas Neues kann, wie das Beispiel der Freundin meiner Tochter zeigt, auch eine Chance sein.

Das schaffe ich!

Eine Eigenschaft, die uns hilft, mit Veränderungen umzugehen, ist die sogenannte Selbstwirksamkeit. Dieser Begriff beschreibt die subjektive Gewissheit, neue oder schwierige Anforderungen souverän bewältigen zu können und sich zuzutrauen, mit einer Herausforderung umzugehen. Ein hohes Selbstwirksamkeitsempfinden („Das schaffe ich!“) führt dazu, dass Herausforderungen freudig in Angriff genommen werden. Ein niedriges Selbstwirksamkeitsempfinden („Das ist zu schwierig – das schaffe ich nicht!“) führt dazu, dass neue Herausforderungen gar nicht erst in Angriff genommen werden. Zu welcher Gruppe man gehört, hat viel mit den eigenen Erfahrungen zu tun. Haben wir ein bewährtes Verhaltensmuster, auf das wir zurückgreifen können oder müssen wir es uns erst mühsam erarbeiten? Weiß ich, was ich mir zutrauen kann und was nicht? Wie gehe ich mit Widerständen um?

Was ist dir wirklich wichtig?

Johanna E. Kapel hat in ihrem 2022 erschienenen Buch „Positive Psychologie – Grübeln stoppen, Gelassenheit lernen und Positiv Denken“ beschrieben, wie wir negative Gedanken in den Griff bekommen, Ängste stoppen und und unser Leben mit neuem Selbstbewusstsein führen können. Darin hat sie unter anderem acht Fragen formuliert, die uns dabei helfen sollen, genau herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist in unserem Leben.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 1/2023

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