Die Kraft des Betens

Das Gebet ist ein wirkungsvolles Instrument zur Umwandlung der Welt oder wie ein chinesisches Sprichwort sagt: „Willst du die Welt ändern, beginne bei dir selbst.“

In einem Artikel für die Tageszeitung USA Today beschreibt ein Journalist seine faszinierende erste Begegnung mit dem Gebet. Er hatte sich einer Nierentransplantation unterziehen müssen. Von dem Eingriff ebenso schockiert wie geschwächt, erwachte er im Krankenhausbett aus der Narkose. Trotzdem stand er auf, schloss sich ins Badezimmer ein, damit ihn sein Zimmergenosse nicht sehen konnte, und fing dort an zu beten. Noch ohne zu wissen, wen er dabei ansprechen sollte und wie.Kurz darauf kam der Arzt zu ihm und teilte ihm mit, dass die Transplantation gut verlaufen sei und sein Körper keinerlei Abstoßungsreaktionen gegen das fremde Organ zeige.

Das Gebet ist eine Form der Verbindung

Manchen Menschen bringt das Gebet Heilung. Anderen wiederum schenkt es Trost und Kraft. Das Gebet ist eine Form der Verbindung. Es ist, als würden wir das Kabel eines Mixers in die Steckdose stecken oder uns ins Internet einwählen. Wir wissen vielleicht nicht so recht, was Strom überhaupt ist oder wie das Worldwide Web funktioniert, doch können wir beides trotzdem nutzen.
Nicht anders verhält es sich mit dem Gebet. Vielleicht verstehen wir zunächst noch nicht, an wen oder was wir uns wenden oder warum wir eine Antwort erhalten. Doch wenn wir die Verbindung offen halten, dann erschließt sie uns eine unerschöpfliche Quelle von Energie und Weisheit unmittelbar in uns selbst.
Hierzu müssen wir noch nicht einmal die traditionellen Riten ausführen, die in vielen Ländern mit dem Gebet verbunden sind: das Knien, das Falten der Hände, das Verneigen vor Kultobjekten in Tempeln, Synagogen, Moscheen oder Kirchen. Wir müssen noch nicht einmal von Gott sprechen.
Wenn wir begreifen, dass das Leben mehr ist als nur die Befriedigung unserer sinnlichen und materiellen Bedürfnisse, mehr als das, was sich dem flüchtigen Blick enthüllt, dann haben wir bereits den ersten Schritt getan, dann wird unser Gebetsleben gedeihen. Es wird sich tief in uns verwurzeln, denn wir werden unsere innere Quelle entdecken, einen unerschöpflichen Ozean an Liebe und Akzeptanz. „Das Gebet“, so schreibt die englische Erzählerin Iren Murdock (1919 – 1999), „ist die wichtigste aller menschlichen Aktivitäten. Wir brauchen das Gebet. Wenn wir täglich beten, nehmen wir Kontakt mit unserem wahren Selbst auf, begreifen, was wir tief innen wirklich brauchen, und setzen uns in Beziehung zu anderen Menschen und der Welt.“
In einer Welt, die uns zu immer schnellerem Handeln zwingt, ist das Gebet ein Augenblick des Innehaltens. Wir machen ein paar Minuten Pause und dies gibt uns jeden Tag die Chance, unser tiefstes Sehnen zu verstehen. Auf dieser Reise zum inneren Selbst schöpfen wir Vertrauen in unsere Fähigkeiten und entdecken dabei eine Kraft, die unsere persönlichen Stärken übersteigt.

Wie wir beten können

Den ganzen Artikel finden Sie in unsererem Sonderheft 7/2020

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