Hülya Marquardt wird mit einem Gendefekt geboren, in ihrer Familie findet sie keinen Rückhalt und auch sonst wird ihr das Leben schwer gemacht. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, vertraut ihren Talenten und ist heute eine Frau, die sich und ihr Leben liebt.
Ich habe mein Anderssein immer als Einzigartigkeit gesehen.“ Dieser Satz stammt von einer Frau, die gelernt hat, sich selbst zu lieben – nicht weil alles perfekt war, sondern trotzdem. Hülya Marquardt, Jahrgang 1983, Tochter türkischer Gastarbeiter, geboren mit einer schweren körperlichen Behinderung, hat sich aus einer Kindheit voller Schmerz, Zurückweisung und Missbrauch ein Leben erschaffen, das heute von Liebe, Authentizität und Dankbarkeit geprägt ist.
In ihrem autobiografischen Buch „Läuft. – Eine Liebeserklärung an mein perfekt-unperfektes Leben“ beschreibt sie offen, eindrücklich und oft mit entwaffnendem Humor, wie sie es geschafft hat, sich selbst zu finden – und zu lieben. Ihre Geschichte ist keine lineare Erfolgsbiografie, sondern eine berührende Einladung: zur Selbstannahme, zur inneren Freiheit und zur Hoffnung, dass auch tiefste Wunden heilen können.
“Ich hatte schon immer das Gefühl, dass da jemand ist, der mir wohlgesonnen ist, und dass letztlich alles gut werden wird”
Hülya kommt an einem Muttertag zur Welt – ein eigentlich symbolisches Datum für Ankunft, für Freude, für neue Liebe. Doch der Moment ihrer Geburt ist von Angst und Hilflosigkeit überschattet. Sie wird mit einer seltenen Fehlbildung geboren, medizinisch: Dysmelie. Ihre Hände und Beine sind stark verändert. „Ich hatte … man möchte sagen: missgebildete Hände. Aber das ist so ein blödes Wort. Sagen wir: Sie haben eine sehr spezielle Form.“
„Für meine Eltern war ich nie genug“
Für ihre junge Mutter, die mit nur 17 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist, ohne Sprachkenntnisse, ohne Lebensperspektive, ist das alles zu viel. „Meine Mutter hat mir später erzählt, dass meine Geburt kein schönes Geschenk für sie war. Das habe ich lange mit mir herumgetragen.“ Was folgt, sind Dutzende Operationen, unzählige Krankenhausaufenthalte – und ein Elternhaus, das keine Geborgenheit bietet. Ihr Vater schlägt sie regelmäßig, ihre Mutter bleibt stumm. „Ich war immer das Kind, das nichts richtig machte. Ich konnte machen, was ich wollte – es war nie genug.“ Doch trotz allem: Irgendwo in ihrem Inneren brennt ein Licht.
Susan Freytag
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