Folge dem Ruf deines Herzens

Manchmal fordert uns das Leben zu einer einschneidenden Veränderung auf. Vivian Dittmar kennt das und weiß, wie wichtig es ist, auf die eigene innere Stimme zu hören – auch dann, wenn wir sie zunächst nicht verstehen.

Mit Anfang dreißig stellte ich mein Leben auf den Kopf. Oder besser gesagt: Es stellte sich selbst auf den Kopf. Ich war damals alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Söhnen und hatte mich gerade so in einem eigentlich funktionierenden Leben zurechtgeruckelt. Schule, Kindergarten, eine kleine Praxis – was will frau mehr? Doch in mir rumorte es und je lauter diese innere Unruhe wurde, desto deutlicher rief es in mir: „Du musst hier weg!“ Ich wollte ganz anders leben – ohne zu wissen wie.

„Das ist aber ganz schön mutig“

Ich verkaufte all mein Hab und Gut, vermietete meine Wohnung samt Praxis und zog mit meinen Kindern in eine kleine Hütte im Wald zurück, an einem wunderschönen Fluss gelegen. Ich verkaufte meine Wohnung, stiftete die Be the Change Stiftung und gründete mit zwei weiteren Familien eine Gemeinschaft auf einem zauberhaften Einödhof, den wir gemeinsam erwarben.
„Das ist aber ganz schön mutig!“ Ein Satz, den ich in dieser Zeit, immer wieder hörte. Vielleicht war das anerkennend gemeint. In meinen Ohren klang es aber wie: „Was für eine blöde Idee!“ Was so viel bedeutete wie: „Ich würde mich das nicht trauen.“ Oder schlimmer noch: „Also ich würde das nicht machen.“ Für mich fühle es sich alles andere als mutig an. Es war alternativlos. Es war einfach das, was ich nicht nur machen wollte, sondern machen musste. Es war der eindeutig nächste Schritt auf meinem Lebensweg.

Natürlich ging ich ein hohes Risiko ein. Ich nahm meinen Kindern ihr Zuhause, riskierte unsere Lebensgrundlage, gründete eine Stiftung, ohne viel darüber zu wissen und übernahm Verantwortung Verantwortung für eine über vierhundert Jahre alte Hofstelle. Natürlich hatte ich Angst. Es gab Nächte, da wachte ich in Panik auf. Doch in meinem Innersten war klar, dass genau das der nächste Schritt für mich war. Schon deshalb war es weniger eine Frage des Mutes, sondern eine des „inneren Gehorsams“, wie der Benediktinermönch David Steindl-Rast es nennt.

Auf die innere Stimme hören

Es braucht Mut, auf die innere Stimme zu hören, wenn manche Menschen verständnislos den Kopf darüber schütteln, weil sie die Beweggründe für unser Handeln nicht nachvollziehen können. Und wir müssen es aushalten, dass wir selbst die Beweggründe für unser Handeln nur begrenzt erklären können. Das ist immer dann der Fall, wenn etwas aus unserem tiefsten Inneren auftaucht und wir zulassen, dass diese Instanz die Regie übernimmt. Wir treffen die radikale Entscheidung, vom vorgezeichneten, gut ausgebauten Weg abzuweichen und uns einen kleinen Pfad durchs Dickicht des Lebens zu bahnen.
Von außen erscheinen solche Kurswechsel oft waghalsig, ja sogar willkürlich. Doch von innen ist es genau umgekehrt. Es kann nämlich auch hochgradig riskant sein, einfach stumpf einem vorgezeichneten Weg zu folgen und die Signale unserer Intuition, unseres Herzens oder unserer Inspiration zu ignorieren. Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir genauer betrachten, wie diese Instanzen funktionieren.

Alles ist mit allem verbunden

Jede Gesellschaft arbeitet mit bestimmten Grundannahmen darüber, wie der Mensch, das Leben und das Universum funktionieren. Unsere Kultur geht beispielsweise seit Jahrhunderten davon aus, dass wir Menschen getrennt voneinander und vom Rest der Welt existieren. Wir betrachten uns als Individuen, die als eigenständige Einheiten klar kommen müssen. Entsprechend glauben wir, dass unsere Gedanken und Gefühle unabhängig von allem anderen existieren. Ein gängiges Ideal besagt, dass wir möglichst vernünftige Entscheidungen treffen sollten, auf Basis rationaler Überlegungen. Solche Entscheidungen führen idealerweise dazu, dass unser Leben gemäß unseren Vorstellungen verläuft. Es geht dabei auch darum, möglichst viel Kontrolle darüber zu haben, wie die Dinge sich entwickeln. Wir entscheiden uns beispielsweise für eine bestimmte berufliche Ausbildung, weil sie uns Aussicht auf eine erwünschte Karriere schenkt und deshalb vernünftig erscheint. Mit einer möglichst genauen Lebensplanung, erhoffen wir uns dann ein glückliches Leben…
Vivian Dittmar

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 2/2023


Diesen Artikel teilen

Weitere Beiträge

Tipps für mehr Selbstliebe

Für viele Menschen ist Selbstliebe schwer zu begreifen und umzusetzen. Sie glauben oft, dass sie nur dann vollkommen zufrieden mit sich sein können und sich so akzeptieren, wie sie sind, wenn sie vermeintliche Fehler und Makel beheben. Social Media tragen entscheidend dazu bei, da sie stets ein Bild von glücklichen und vermeintlich perfekten Menschen vermitteln. Viele Menschen verwechseln Selbstliebe mit Überheblichkeit oder Egoismus. Um so nicht zu sein, wehren sie sich dagegen. Dabei vergessen sie, dass sie durch mangelnde Selbstliebe so viel verpassen. Der Weg zu mehr Selbstliebe bedeutet eine Reise zu sich selbst. Die US-Influencerin und Plus Size Tänzerin Jessie Diaz-Herrera vergleicht das mit einem Dating mit sich selbst. Selbstliebe spielt vor allem im Hinblick auf den eigenen Körper eine wichtige Rolle. Wie Du Dich fühlst, hängt entscheidend davon ab, wie Du Dich selbst wahrnimmst. Nimmst Du Deinen Körper so an, wie er ist, wirkt sich das auf die Gesundheit, Dein Leben und auf Deine Mitmenschen positiv aus. Du gelangst zu mehr Selbstvertrauen, innerer Stärke und emotionaler Ausgeglichenheit. Die fünf einfachen Tipps sollen Dir helfen, zu mehr Selbstliebe zu gelangen: 1. Dankbar sein und positiv denken Sei für alles Positive dankbar und lasse jeden Abend in Ruhe den Tag

Diesen Artikel teilen

Die Kunst des Liebens

Wenn aus anfänglicher Verliebtheit eine dauerhafte Beziehung wird, bleibt die Liebe oft auf der Strecke. Dabei helfen schon kleine Rituale, um die Partnerschaft lebendig zu halten.

Diesen Artikel teilen

Mut tut gut!

Du willst dich öfter getrauen, Nein zu sagen? Veränderungen anzugehen braucht eine ordentliche Portion Mut. Die gute Nachricht: Mut ist wie ein Muskel und der lässt sich trainieren.

Diesen Artikel teilen

Schreiben Sie einen Kommentar