In die Stille gehen

Egal ob wir belastende Gedanken stoppen, Stress und Selbstzweifel loslassen oder endlich zur Ruhe kommen wollen: Meditieren ist der Königsweg, um den Geist zu beruhigen und uns mit Selbstliebe zu begegnen. Einfach mal ausprobieren!

Der Schlüssel für ein glückliches Leben ist laut Buddha Meditation. Seit tausenden Jahren gilt sie daher als fester Bestandteil der buddhistischen Kultur. Meditation lädt uns ein, im Hier und Jetzt zu verweilen. „In der Meditation übst du, von Augenblick zu Augenblick deine Aufmerksamkeit nur einer einzigen Aufgabe zu schenken.“, so die Meditationslehrerin Marie Mannschatz. Meditation als Heilung zu verstehen – nicht als Flucht vor der Realität, sondern als ehrliche Begegnung mit ihr.

Die Aufmerksamkeit auf den Moment richten

Immer mehr Wissenschaftler erforschen den Körper im meditativen Zustand. Neurowissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Achtsamkeitsmeditation die Aktivität im präfrontalen Kortex stärkt – dem Bereich des Gehirns, der für Fokus und Entscheidungsfindung zuständig ist. Eine Studie der University of California zeigte, dass Teilnehmer nach nur zwei Wochen Meditation deutlich weniger von Ablenkungen beeinflusst wurden. Dies liegt daran, dass diese die kognitive Kontrolle verbessert, indem sie die Fähigkeit stärkt, sich bewusst auf eine Aufgabe zu konzentrieren und störende Gedanken auszublenden. Regelmäßige Achtsamkeitsmeditation kann die Cortisolwerte senken, was zu einer langfristigen Reduktion von Stress führt. Zudem bewirkt Achtsamkeit eine erhöhte Variabilität der Herzfrequenz, ein Zeichen für eine bessere Anpassungsfähigkeit des autonomen Nervensystems an Belastungen. Achtsamkeit beeinflusst somit nachweislich deine geistige und körperliche Gesundheit.

Ein kleiner Kurs in Meditation

Um Meditation in den Alltag zu integrieren, hilft es, eine tägliche Praxis ähnlich wie das Zähneputzen oder Duschen als Gewohnheit zu etablieren. Beginne mit kurzen Übungszeiten und baue sie langsam aus. Lege eine Kernzeit fest, die du jeden Tag sicher einhältst, damit sich eine Gewohnheit entwickelt. Wenn du regelmäßig deine Kernzeit überschreitest, erweitere den Rahmen: Nach zwei Wochen mit 15–20 Minuten kannst du zum Beispiel 25 Minuten täglich meditieren. Achte auf Regelmäßigkeit und darauf, was dir guttut.

Die besten Zeiten zum Meditieren sind morgens zwischen 5 und 7 Uhr und am frühen Abend zwischen 17 und 19 Uhr. So kannst du den neuen Tag begrüßen oder ihn entspannt ausklingen lassen. „Entscheide dich für eine Meditationszeit, die du auch wirklich einhalten kannst. Wenn du dein inneres Versprechen nicht respektierst und einlöst, besteht die Gefahr, dass du frustriert das Handtuch wirfst“, empfiehlt die Mediationsexpertin Mannschatz. Ihr Tipp: Vielen Menschen hilft es zudem, regelmäßig in einer Gruppe zu meditieren. Auch die Begleitung durch einen erfahrenen Lehrer oder eine Lehrerin – etwa in Retreats oder Workshops – kann neue Impulse geben und langfristig unterstützen.

Anfang und Ende festlegen

Bestimme Anfang und Ende deiner Meditationszeit durch ein eigenes Ritual. Das kann eine Glocke oder ein einfaches, ehrliches Dankgebet sein. Entscheidend ist, dass du dein eigenes kleines Ritual erfindest, das dir am Anfang sagt: „Jetzt gehe ich in die Stille“, und am Ende: „Jetzt ist mein Schweigen vorbei.“

Nicht stören

Sorge dafür, dass dich niemand während der Meditationszeit stört. Stelle das Telefon auf lautlos und schalte den Anrufbeantworter an. Auch Radio und Fernseher sind abgestellt. Geräusche sind kein Problem, solange du sie innerlich als Hintergrund wahrnimmst und ihnen keine Aufmerksamkeit schenkst. Die Ohren lauschen in die inneren Räume hinein.

Ein fester Meditationsplatz

Wähle täglich denselben Ort zum Üben, egal ob du sitzt, liegst oder gehst. Ein vertrauter Meditationsplatz schafft innere Gelassenheit. Schon beim Anblick deines Meditationsplatzes sollte sich in dir Gelassenheit ausbreiten.

Richte dich liebevoll ein

Gestalte deinen Platz liebevoll: ein aufgeräumtes Kissen oder Bänkchen, eine Kerze, ein Bild, Blumen, eine Muschel oder ein Stein – etwas, das angenehme Gefühle weckt. So entsteht dein persönlicher Hausaltar.

Bequeme Kleidung

Wähle Kleidung, die Bauch und Atem nicht einschnürt. Die Hände und Füße sollten warm sein. Beim Sitzen kannst du dicke Wollsocken überstreifen und dich in einen molligen Umhang hüllen.

Zum Weiterlesen: Marie Mannschatz, Meditation, GU Verlag, 15,99 Euro

Den ganzen Artikel findest du in unserer bewusster leben Ausgabe 6/2025

Diesen Artikel teilen

Weitere Beiträge

Sei glücklich, nicht perfekt

Gut ist heutzutage nicht mehr gut genug. Doch ein übertriebenes Streben nach Perfektionismus ist zum Scheitern verurteilt.

Diesen Artikel teilen

Scheitern erlaubt

Wenn wir an einem Wendepunkt im Leben stehen, sind wir aus zwei möglichen Richtungen dorthin gekommen. Entweder wünschen wir uns eine Veränderung oder wir sind dazu gezwungen. In beiden Fällen gilt: Was bisher war, wird künftig so nicht mehr sein. Jede Veränderung, ob selbst- oder fremdbestimmt, soll letztlich zu einer Neuerung oder einem Ausweg führen: Man möchte freier sein, einen neuen Job finden, die lang geplante Auszeit nehmen, mit Trennung, Krankheit oder Verlust umgehen können oder in einer neuen Lebensphase ankommen. An solchen Wendepunkten steigt oft auch der Druck: „Klar, ich sollte dieses Hamsterrad verlassen … diesen Zustand beenden … endlich eine Lösung finden … unbedingt handeln. Nur wie?“ Während also Entscheidungen anstehen, nehmen die Bedenken immer mehr zu: „Was, wenn ich das Neue, das Unvertraute nicht bewältige? Wenn ich zu viel riskiere und am Ende scheitern könnte? Und was werden andere bei einem Scheitern über mich denken?“ Da gibt es zum Beispiel die gestandene Führungskraft, die sich beruflich neu orientieren möchte und mit einer Pro-und-Kontra-Liste in ein Coaching kommt, um Klarheit über ihre Optionen zu erlangen. Sieben ihrer Punkte sprechen für eine Kündigung, drei dagegen. Dennoch meint sie, sich nicht entscheiden zu können. Sie möchte unbedingt auch die drei

Diesen Artikel teilen

Schreiben Sie einen Kommentar