Verbunden bleiben

Zwischen Windeln, Terminen und Erwartungen verlieren viele Eltern den Kontakt zu sich selbst. Karin Waller zeigt, wie Mütter und Väter ihre eigenen ­Bedürfnisse wieder spüren und ihrem inneren Kompass folgen können – für mehr Klarheit, Gelassenheit und echte Verbindung im Familienalltag

“Ich gebe mein Bestes – und trotzdem fühlt sich vieles schwer an.“ Ein Satz, den viele Eltern kennen. Vielleicht auch du? Du willst dein Kind liebevoll begleiten – doch dann wirst du wieder laut. Du wünschst dir Nähe – und landest im Streit. Warum ist das so? Häufig liegt der Grund in der fehlenden Verbindung zu Gefühlen und Bedürfnissen – den eigenen und denen des Kindes. Wenn dieser Kompass fehlt, fehlt mit ihm die Orientierung – im Alltag, in Konflikten, in der Beziehung zueinander. Die gute Nachricht: Verbindung lässt sich lernen – Schritt für Schritt!

Wie du wieder spürst, was du brauchst

Viele haben früh gelernt: Gefühle stören, Bedürfnisse sind unwichtig. Statt Trost gab es Sätze wie: „Jetzt stell dich nicht so an!“ Wer als Kind seine Gefühle unterdrücken musste, verliert später leicht den Kontakt zu sich selbst. Dann kommen Stress, Zeitdruck, Erwartungen. Eltern funktionieren und spüren sich kaum noch. Wenn das eigene Empfinden verstummt, wird auch die Verbindung zum Kind schwierig – und das belastet das Familienleben. Gefühle sind innere Signale. Sie zeigen, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht. Freude, Wut, Trauer, Angst: Hinter jedem dieser Gefühle steckt ein Hinweis auf das, was uns wichtig ist. Bedürfnisse sind menschlich – wir alle brauchen z. B. Nähe, Sicherheit, Autonomie und Wertschätzung. Wenn wir lernen, sie zu erkennen, können wir besser für uns sorgen und empathischer auf unser Kind reagieren.

Wer als Elternteil den Zugang zu sich selbst wiederfinden will, stößt oft auf Hürden: Worte für Gefühle und Bedürfnisse sind ungewohnt. Viele wissen kaum, was sie selbst brauchen – geschweige denn, was ihr Kind braucht. Dazu kommen alte Muster, die von selbst anspringen: schimpfen, zurückziehen, kontrollieren.

Veränderung braucht Zeit.

Eltern, die beginnen, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, erleben oft Erleichterung. Sie verstehen sich selbst und ihre Kinder besser. Sie reagieren weniger impulsiv, finden eher Worte in stressigen Momenten und fördern Kooperation statt Machtkämpfe. Eine Mutter beschreibt es so: „Es gibt noch Konflikte – aber ich erlebe sie anders. Ich weiß, was los ist und was ich sagen möchte.“ So entsteht, was sich viele wünschen: mehr Verbindung, Leichtigkeit und gegenseitiges Verständnis. Glück wächst dort, wo du dir selbst zuhörst – und deinem Kind das gibst, was es im Herzen braucht: gesehen zu werden. Gefühlt und verstanden zu werden.

Elternsein fordert uns heraus – vor allem emotional. Doch wer bereit ist, nach innen zu schauen, kann viel verändern. Gefühle und Bedürfnisse zeigen uns den Weg. Sie bringen Klarheit, Verbindung und Veränderung. Nicht alles gelingt sofort. Aber mit jedem kleinen Schritt wird es leichter und erfüllender. Dort beginnt, was viele suchen: Verbindung und Familienglück.

3 Schritte zu mehr Erfüllung im Familienalltag

  1. Komm ins Spüren
    Was genau siehst und hörst du gerade? Was fühlst du? Was brauchst du, um dich jetzt wohler zu fühlen? Und wie kannst du dir das geben?
  2. Schau dein Kind an
    Was vermutest du, sieht und hört dein Kind? Was könnte es fühlen? Was braucht es in diesem Moment? Und wie kannst du ihm helfen, das zu bekommen?
  3. Vertiefe dein Verständnis
    Je mehr du über Gefühle und Bedürfnisse weißt, desto leichter findest du Orientierung im Alltag – und Lösungen, bevor es kracht.

Tipp: Die Eltern Cards helfen dir dabei: wie ein Spickzettel für mehr Verbindung.
Hol sie dir auf happyfam.de/eltern-cards-bl


Karin Waller ist Elterncoach und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Sie unterstützt Eltern dabei, ein liebevolles und entspanntes Zuhause zu schaffen – in dem Kinder sich gesehen fühlen, ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und Eltern sich selbst dabei nicht vergessen. Sie bietet Kurse und Produkte für Eltern und Kinder an.

www.happyfam.de

Diesen Artikel teilen

Weitere Beiträge

Schreiben Sie einen Kommentar