Oft starren wir erschöpft auf vollgepackte Terminkalender und hätten gerne einfach mehr Zeit. Wir zeigen, wie du lernst, dir bewusste Pausen zu erlauben und deine Bedürfnisse zu priorisieren.
Unser Terminkalender ist voll, die To-do-Liste endlos und die beste Freundin wartet eigentlich schon seit Tagen auf einen Anruf. Zwischen Arbeit, Haushalt, der Pflege von Beziehungen und Familie bleibt eine Sache oft auf der Strecke: Zeit für uns selbst. Denn häufig fühlt es sich so an, als würden die Stunden eines Tages einfach nicht ausreichen, um alles zu erledigen – geschweige denn, Zeit für sich selbst zu reservieren. Stattdessen schieben wir unsere eigenen Bedürfnisse immer weiter nach hinten, als wären sie weniger wichtig als all die anderen Verpflichtungen.
Mehr Zeit für mich
Was wäre, wenn du aus diesem Kreislauf aussteigen könntest und lernst, ganz bewusst Pausen einzulegen? Das könnte eigentlich so einfach sein. Schon kleine, achtsame Veränderungen im Alltag machen einen großen Unterschied. Es ist also an der Zeit, dir selbst die Aufmerksamkeit zu schenken, die du verdienst. Denn nur, wenn du gut für dich sorgst, kannst du auch mit voller Energie für andere da sein. Wir brauchen sie immer wieder, diese Momente, in denen wir innehalten, um mal ganz bei uns selbst zu sein.
Mein Ja zu mir selbst
Vor einigen Wochen habe ich selbst erlebt, wie essenziell es ist, mir bewusste Pausen zu nehmen. Mein Alltag war randvoll: Bei der Arbeit stapelten sich die Aufgaben und auch nebenbei hatte ich einige zeitintensive Projekte am Laufen. Immer wieder sagte ich mir: „Das ist nur eine Phase. Bald wird es ruhiger und dann nehme ich mir mehr Zeit für mich.“ Doch dieses „bald“ kam nie. Stattdessen schob ich die bewusste Quality-Time mit mir selbst immer weiter auf.
Und Überraschung: Der Stress wurde nicht weniger. Im Gegenteil. Es kamen ständig neue Aufgaben hinzu, die scheinbar dringender waren. Weil ich meine Freundschaften und meine Beziehung durch die Hektik vernachlässigt hatte, wollte ich auch die Zeit mit meinen Liebsten unbedingt nachholen. Und dann waren da noch die Einladungen zu Geburtstagsfeiern, beruflichen Veranstaltungen und anderen Verpflichtungen, die ich nicht absagen wollte. Ich hetzte von Termin zu Termin, immer mit dem Gefühl, allem gerecht werden zu müssen.
Bewusste Auszeiten schaffen
Der innere Druck und mein Gefühl, keine Zeit mehr zu haben, wurden so immer größer. Schließlich war es mein Körper, der die Notbremse zog: Ich wurde krank. Plötzlich war ich gezwungen, alles abzusagen und eine Woche lang komplett auszusetzen. Anfangs fühlte sich das an wie ein Versagen – doch dann machte ich eine überraschende Entdeckung: Es war gar nicht so schlimm. Die Welt drehte sich weiter, auch ohne mich. Projekte blieben liegen, Termine wurden verschoben und das war völlig in Ordnung. In dieser erzwungenen Pause begann ich zu verstehen, wie wichtig es ist, mir regelmäßig bewusst Zeit für mich zu nehmen – nicht erst, wenn mein Körper mich dazu zwingt.
Das süße Nichtstun
Pausen sind kein Zeichen von Schwäche oder Faulheit – sie sind der Schlüssel zu mehr Produktivität und Lebensqualität. Stressmanagement-Expertin Sue Fengler schreibt in ihrem Buch „Less Stress In Your 30s“: „Wenn du dir Zeit nimmst, um anzuhalten, dann fällt dir erst auf, was alles viel zu viel Zeit einnimmt. Und wofür du sie dir wirklich nehmen willst.“ Nach einem freien Tag plötzlich mehr Klarheit zu haben, ist kein Zufall. „Pausen sind essenziell für uns“, erklärt sie weiter. „Deshalb kann ich mit dem Ausdruck, uns Pausen zu gönnen’, nicht viel anfangen. Wir müssen wegkommen von der Pause als Belohnung für etwas, hin zur Pause als Notwendigkeit, die auf gleicher Ebene wie die Arbeit steht.“
Dolce far niente
Das Prinzip des „Dolce far niente“ – des süßen Nichtstuns – zeigt, wie wertvoll es ist, Gedanken schweifen zu lassen. „Wir verlernen durch unseren busy Alltag immer mehr, einfach nur zu sein“, sagt Fengler. Sie empfiehlt dagegen, bei einem Spaziergang mal ganz bewusst auf Ablenkungen wie Podcasts oder das Smartphone zu verzichten, und rät uns: „Sieh dich um wie ein Kind, sei im Moment.“
Miriam Stropel
Zum Weiterlesen:
Sue Fengler, Less Stress In Your 30s, GU Verlag, 18,99 Euro
Den ganzen Artikel finden Sie in unserer bewusster leben Ausgabe 2/2025
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