Die Macht der Räume

Neunzig Prozent unseres Lebens verbringen wir in geschlossenen Räumen. Damit sind wir fast ständig von Mauern umgeben. Doch unsere Räume sind weit mehr als bloße Kulisse. Sie sind unsere „dritte Haut“, die sich täglich auf Körper und Geist auswirkt. Manche Räume schenken Kraft, Ruhe und Orientierung, andere belasten, erzeugen Stress und engen ein. Das gilt nicht nur für unser eigenes Zuhause, sondern auch für unser gesamtes Umfeld. Wo arbeiten wir? Wo gehen wir zum Einkaufen? Wo parken wir unser Auto?

Räume als Spiegel der inneren Welt

Architekturpsychologische Studien zeigen, dass Räume das Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Kinder machen dies intuitiv sichtbar. Sie bemalen Wände, bauen Höhlen oder erklimmen Bäume, um sich ihre Umgebung anzueignen. In der Wissenschaft nennt man dies „Raumaneignung“. Sie ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis – fördert die Selbstwirksamkeit und damit die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, Grenzen zu setzen und sein Leben aktiv zu gestalten. Wird diese Aneignung in jungen Jahren eingeschränkt, hinterlässt das oft Spuren im Erwachsenenalter. Wir können weniger gut Entscheidungen treffen, fühlen uns oft unsicher oder machen uns klein.
Räume sind somit nicht nur Orte, sie sind ein Spiegel unserer „inneren Architektur“. Sie zeigen, wie viel Selbstachtung und Selbstfürsorge ein Mensch lebt. Ein Wohnzimmer kann sichtbar machen, wie sehr die eigene Lebensgestaltung in den vergangenen Jahren im Einklang mit den eigenen Werten stand. Oft jagen wir Trends hinterher oder verfallen dem Perfektionismus. Unsere Glaubenssätze werden laut: „Das ist oberflächlich.“ „Ich habe keine Zeit oder kein Geld dafür.“ „Meine Wohnung ist viel zu klein um sie zu gestalten.“ Dabei kann auf kleinstem Raum ein authentisches Design geschaffen werden. Jederzeit und mit jedem Budget.

Wenn Räume krank machen – und wenn sie heilen

Überfüllte Zimmer, zu wenig Licht oder Möbelstücke mit belastender Symbolik aus unserer Vergangenheit können zu sogenannten „Raumstressoren“ werden. Diese wirken wie ständige Trigger im Alltag und belasten das innere Gleichgewicht. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang von pathogenen Umfeldern – Umgebungen also, die krank machen.
Das Gegenteil dazu sind salutogene oder „heilende“ Räume. Sie entlasten, inspirieren und wirken stärkend. In Krankenhäusern etwa zeigen Studien, dass Patienten in entsprechend gestalteten Zimmern schneller genesen. Räume sind damit keine Nebensache – sie beeinflussen Gesundheit, Kreativität und Lebensfreude unmittelbar.

Räume als Vision Boards

Ein Raum trägt immer auch eine Botschaft. Damit er die eigenen Bedürfnisse beachtet, sollte er immer Ausdruck der eigenen Werte sein. Gestaltet man ihn achtsam, wird er zu einem „überdimensionalen Vision Board“: einer Umgebung, die das innere Potenzial sichtbar macht und Ziele täglich verankert.
Dabei geht es nicht um Trends, die morgen schon überholt sind. Entscheidend ist die Authentizität. Räume, die in Resonanz mit der inneren Architektur eines Menschen stehen, stärken ihn. Räume, die sich an äußeren Maßstäben orientieren, verlieren diese Kraft schnell.

Zusammenspiel von innerer und äußerer Architektur

Damit Räume diese Wirkung entfalten können, braucht es ein Zusammenspiel von innerer und äußerer Architektur. Zunächst gilt es, sich seiner Werte, Ziele und Bedürfnisse klar zu werden. Darauf aufbauend wird die äußere Gestaltung – Farben, Materialien, Abläufe – zum Spiegel dieser inneren Klarheit. Nur so bleiben Räume langfristig Kraftorte und sind nachhaltig. Wenn wir unsere Visionen umsetzen – also im Außen kreativ werden – kommen wir in einen Flow-Zustand und aktivieren unsere Selbstwirksamkeit. Wir erfüllen unser Grundbedürfnis. Diese Herangehensweise bündelt die Erkenntnisse der Architekturpsychologie, des Life Designs und der Gestaltungslehre. In der innovativen ARCHITECT YOUR LIFE® Methode, die Dipl.-Ing. Daniela Schäfer-Anell entwickelt hat, sind diese Elemente zu einem praktischen Weg vereint, mit dem Räume bewusst gestaltet und als Quelle von Selbstwirksamkeit genutzt werden können.

Eine Vision für die Zukunft

Die Macht der Räume reicht also weit über die eigenen vier Wände hinaus. Schulen, die inspirieren, statt zu hemmen. Arbeitsplätze, die Kreativität fördern, statt Burnout begünstigen und Krankenhäuser, die wirklich Heilung unterstützen – all das ist möglich. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass Räume keine Nebensache sind, sondern zu den stärksten Verbündeten eines bewussten Lebens gehören. Räume können uns klein halten oder groß machen. Sie können uns lähmen oder in unser volles Potenzial führen. Wer beginnt, Räume achtsam zu gestalten, gestaltet nicht nur Architektur oder Interior. So entsteht ein neuer Zugang zu Freiheit, Lebensfreude und Selbstwirksamkeit.

Daniela Schäfer-Anell ist Architektin, Speakerin sowie Gründerin der ­ARCHITECT YOUR LIFE® Akademie. Sie zeigt, wie Räume unsere innere Haltung spiegeln – und wie bewusst gestaltete Umgebungen zu mehr Selbstwirksamkeit, Freiheit und Lebensfreude führen. Werden wir alle zu Architekten und Architektinnen unserer Lebensräume. Und gestalten wir ein Leben, das uns maximal empowert.
www.architectyourlife.de

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