Das Anti-Ärger-Training

Der tägliche kleine und große Ärger raubt uns Energie, Zeit und Lebensqualität. Das muss nicht sein! Denn: Sich weniger zu ärgern, kann man lernen. Barbara Gerhards zeigt, wie du dich für ein positives Lebensgefühl entscheidest.

Ärgern Sie sich auch ab und zu? Über den Straßenverkehr, KollegInnen, Vorgesetzte, Kunden, über den Partner oder die Kinder oder einfach nur über das Wetter? Und manchmal ärgern Sie sich, wissen aber gar nicht so richtig, warum? Wie schön wäre es, wenn wir aus unserem Ärger aussteigen und von der negativ belegten Emotion „Ich ärgere mich“ in ein positives und zielgerichtetes „Ich wünsche mir“ umschalten könnten. Dieser Wechsel kann sehr gut gelingen, wenn wir uns die Zeit nehmen, unseren Ärger zu „klären“, wie ich es nenne. Das bedeutet, Klarheit darüber zu erlangen, was genau uns ärgert und was das Ärgernis mit uns zu tun hat. Wenn wir dann noch herausfinden, welche positiven Vorstellungen wir anstelle des Ärgernisses realisieren möchten, dann können wir von einem ohnmächtigen „Ich ärgere mich“ zum aktiven „Ich wünsche mir“ wechseln und den Ärger hinter uns lassen.
Wie immer beginnt auch diese Veränderung in unserem Bewusstsein. Im ersten Schritt gilt es deshalb, den eigenen Ärger zu erkennen und ihn dann auch anzunehmen.

Ärger als unser einge­bautes Warnsystem

Der Ärger ist ein zuverlässiger Partner, der uns in Sekundenschnelle eine Rückmeldung gibt, ob eine Situation, ein Thema oder eine Person unseren Vorstellungen entspricht oder nicht. Ist eine Vorstellung von uns nicht erfüllt, ärgern wir uns schnell. Vielleicht sind Sie aus einer Besprechung an Ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt und haben gespürt, dass Sie irgendetwas aus diesem Meeting heute geärgert hat. Sie können noch nicht in Worte fassen, was genau es ist, aber Sie wissen, irgendetwas ärgert Sie? Vielleicht hat jemand Ihren Argumenten widersprochen, man hat Sie nicht zu Wort kommen lassen, Ihre Vorgesetzte hat schon wieder ein neues Projekt vorgestellt, der Kaffee war kalt oder die Deadline wurde vom Kollegen nicht eingehalten. Dann meldet sich Ihr Ärger und übergibt Ihnen die wertvolle Information: Hier ist etwas nicht so, wie ich es gern haben möchte! Dieses Frühwarnsystem ist eine enorme Leistung, bedenkt man die unglaubliche Vielfalt unserer Wünsche und Vorstellungen. Dafür bin ich meinem Ärger sehr dankbar. Jetzt ist es an mir, wie ich mit dieser wertvollen Information umgehe.

Unseren Ärger bewusst wahrnehmen

Zur Veranschaulichung, ob man sich gerade ärgert oder nicht, benutze ich gerne das Bild des klaren Wassers: Wenn ich gelassen bin, ist das Wasser glasklar. Wenn ich mich ärgere, nimmt das Wasser eine leichte Trübung an oder wird sogar zu einer pechschwarzen Brühe, je nachdem wie stark mein Ärger ist. Schon ein kleiner Tropfen unklaren Wassers genügt, um das Wasser zu trüben – schon bin ich im Ärger-Zustand.
Auch wenn wir in diesem Moment noch nicht wissen, was uns genau ärgert, so ist das Bewusstsein darüber, dass wir uns ärgern, sehr wertvoll. Damit bestätigen wir, dass wir die Warnung von unserem Ärger gesehen haben und anerkennen, dass hier anscheinend etwas nicht so ist, wie es aus unserer Sicht sein sollte.

Übung: Beobachten Sie sich selbst
Wann sind Sie wirklich gelassen und wann nicht? Wann ärgern Sie sich? Wann regen Sie sich auf? Wie viel Prozent des Tages sind Sie gelassen?
Die restliche Zeit scheint Sie etwas emotional zu beschäftigen. Ärgern Sie sich vielleicht über etwas, egal wie klein oder unbedeutend der Anlass auch sein mag? Nutzen Sie die Gelassenheit als Hilfsmittel, um den eigenen Ärger zu erkennen und sichtbar zu machen.
Wir tun uns also selbst einen großen Gefallen, wenn wir das Bewusstsein für den eigenen Ärger schärfen und bereits die kleinsten Anzeichen von Ärger ernst nehmen. Das kann ein Grummeln im Bauch sein, ein leichtes Zwicken, eine erste Anspannung der Schultern, ein schärferer Ton oder eine ungeduldige Antwort.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 3/2022

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