Mein Weg zur Selbstliebe

Ich kam mit einer Lippenspalte zur Welt, wurde als Hexe beschimpft, und haderte mit meinem Aussehen. Dann trat ich mutig als Model vor eine Kamera und lernte die Seliebe mein Anderssein zu akzeptieren und mich selbst zu lieben. Von Ilka Brühl

Wann haben Sie das letzte Mal in den Spiegel gesehen und waren mit dem Ergebnis zufrieden? Haben Sie sich das auch gesagt? Oder machen Sie sich immer nur Ihre Fehler bewusst? Gibt es manchmal Situationen, in denen Sie sich anders verhalten, als Sie eigentlich sind? Diese Liste könnte man endlos fortsetzen, aber ich glaube, Sie haben schon verstanden, worum es mir geht. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenige Menschen mit sich selbst im Reinen sind. Ein paar Dinge wird es immer geben, die uns stören, das ist völlig normal und trägt auch dazu bei, dass wir an uns arbeiten. Wichtig ist aber, wie wir selbst damit umgehen. Lässt man zu, dass einen sowas dauerhaft runterzieht? Wie viel Gewicht misst man diesen Punkten bei?

Vom Seepferdchen zum Freischwimmer

Früher war mein Leben dominiert von dem Wissen um meine Schwächen – mein Selbstbewusstsein war dementsprechend ziemlich gering. Das Problem ist, wenn man einmal in diesem Strudel gefangen ist, kommt man da nur schwer wieder raus. Der Strom der Selbstzweifel hat einen fest im Griff und man wird immer tiefer hineingesogen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann werden Sie mir Recht geben, dass sich dieser Konflikt nicht von allein löst. Im Gegenteil: Wenn man nicht aktiv handelt, wird man immer weiter in das Zentrum des Strudels gezogen. Diese Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Ich weiß, damit ist es noch nicht getan – doch man sollte niemals die Wirkung der eigenen Gedanken unterschätzen. Das ist war das Seepferdchen, der nächste Schritt wäre nun der Freischwimmer. Der Strudel der Zweifel wird trotzdem an einem ziehen, manchmal stärker, manchmal schwächer. Aber mit etwas Übung kann man einfach locker durch die Strömung kraulen.

Im Strudel der Selbstzweifel

Warum ich mich damit so viel beschäftige? Weil ich mit einer Lippenspalte geboren wurde, was bedeutet, dass ein Teil meines Gesichts bei der Geburt nicht richtig zusammengewachsen war. Dies wurde in anschließenden Operationen korrigiert und fällt jetzt viel weniger auf, aber man sieht es noch. Lange Zeit habe ich mich hässlich gefühlt und ich litt deshalb unter einem ausgesprochen geringen Selbstwertgefühl. Rückblickend kann ich sagen, dass ich trotzdem eine fantastische Kindheit hatte und nur sehr wenige negative Erfahrungen gemacht habe. Früher habe ich mich aber leider selbst häufig zurückgezogen, aus Angst vor Ablehnung. Wenn es zu Problemen kam, die sicherlich überhaupt nichts mit meinem Aussehen zu tun hatten, habe ich sie dennoch darauf bezogen. Ich habe mir das Leben also viel schwerer gemacht, als es war. Denn wie sollen andere Menschen auf mich zugehen, wenn ich mich so isoliere?

Auf dem Weg zur Selbstliebe

Da ist er wieder der Strudel der Selbstzweifel. Mit Anfang zwanzig kam dann langsam das Umdenken, als ich meine Mitstudierenden kennengelernt habe. Die ersten drei Monate hatte ich mich in der Gruppe sehr unwohl gefühlt, meine Position nicht gefunden und wäre fast wieder in den Strudel geraten. Doch irgendwie hat es Klick gemacht und ich habe mich regelrecht dazu gezwungen, mich mehr einzubringen und einfach mal den Mund aufzumachen, doofe Sprüche nicht direkt auf mich zu beziehen. Und, oh Wunder, da wollte mir niemand was Böses.

Den ganzen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe bewusster leben 3/2022


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